Bergwahn

Geschichten aus dem Schwarzwald

„Schwabenkarawane“

img_4256kSchlanke -18 Grad zeigte das Thermometer, als ich mich gegen 7.30 Uhr auf den Weg Richtung Monstein machte, um mal wieder das Büelenhorn – wie ihr vielleicht schon bemerkt habt, eine meiner Lieblingstouren – in Angriff zu nehmen. Dass ich heute, nach den Schneefällen von Silvester und dem schönen gestrigen Tag, nicht auf unverspurtes Gelände treffen würde war klar und auch so gewollt. Schliesslich musste ich mir vor Weihnachten noch schnell zwei Rippen brechen und das Handgelenk verstauchen und so hatte ich den Tag als Testlauf geplant, um zu sehen, wie das mit dem Aufsteigen so geht – meine Trockenübungen im Zimmer waren noch reichlich schmerzhaft gewesen.

Wie erwartet, waren gestern schon zahlreiche Tourengeher von Monstein aus unterwegs (in Monstein liegt übrigens die höchstgelegene Brauerei Europas) und eine breite Spur zog sich den Alpweg hinauf. Ab Mäschenboden geht es dann „richtig“ ins Gelände. Normalerweise kann man in dem weiten Gelände eine Spuranlage mit mässiger Steigung legen aber meine Vorgänger hatten sich wohl in den Kopf gesetzt, den Gipfel auf „direktestem“ Weg zu erklimmen. So befanden sich Herz- uns Atemfrequenz rasch im roten Bereich, zumal mein Camelback schon nach den ersten 5 Minuten eingefroren war und mir die trockene Zunge am Gaumen kebte.

Das Büelenhorn hat schon Sonne!

Das Büelenhorn hat schon Sonne!

Kurz vor dem Schlusshang kam ich dann das erste Mal in den Genuss der Sonne, gerade rechtzeitig bevor die Durchblutung meiner Gesichtsextremitäten (Nase und Ohren) ganz eingestellt wurde. Mit dem Schlussanstieg kam auch die motivierte 6 köpfige Skitourengruppe ins Bild, die auch im Steilen gewillt war, ihren geradlingen Aufstieg bis zum bitteren Ende durch zu ziehen.

Leider war in umgekehrter Richtung von dem zuvor gezeigten Drang nach direkter Linie nichts mehr zu spüren. Die Schwabenkasper (unmissverständlich am Geschwätz zu erkennen) schafften es tatsächlich binnen kürzester Zeit, den bis dato noch unverspurten linken Teil des Hanges durch möglichst ausgedehnte Schrägfahrten und wackelige Pflugbögen unbraubar zu machen. Zum Glück ist das Gelände aber so weitläufig, dass mit etwas vorausschauender Fahrweise immer noch ein Stück unberührter Powder zu finden ist – und welche Konsistenz der bei -18 Grad in einem Nordhang hat, könnt ihr euch ja selber ausmalen.

Der Alpweg erweisst sich dann bei der Abfahrt immer wieder als herausfordernder Boardercross. Spannend wird das Ganze auch deshalb, da der Weg genau eine Brettlänge breit ist, so dass man ständig vor der Wahl steht entweder immer schneller zu werden oder sich beim Bremsen im Gebüsch etc. zu verhaken und einen klassischen „Shifty to Goschi“ hinlegt.

Beim verdienten Weizen in Monstein drang es dann vom Nebentisch an mein Ohr: „Der Aufstieg ist ja super gewesen – aber die Abfahrt war nicht so toll. Der Pulverschnee war so tief, da konnte man garnicht richtig fahren . “ Ratet mal, wer am Nebentisch sass?!!

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