Bergwahn

Geschichten aus dem Schwarzwald

„Ekelhaft“ – 7.März

Ekelhaft, dieses leichte, weisse, feine, kalte Zeug, welches einem bei jedem Schwung die Sich raubt und den Atem nimmt. Ekelhaft schön!! Heute war in den höheren Regionen mal wieder die taktil-kinästhetische Sinneswahrnehmung gefragt – waren die Kontraste oberhalb der Baumgrenze doch recht sparsam ausgeprägt. Aber hilft ja nix, was soll man auch machen, wenn sich in den letzten zwei Tagen ca. 20-30cm pure Freshness angereichert haben.

Zum Glück konnte ich mir in meinen Lieblingshängen am Rinerhorn inzwischen verschiedene Fixpunkte einprägen, die einem auch bei schlechter Sicht einigermassen sicher zu Tale lotsen. In aller Ruhe konnte ich so in unmittelbarer Liftnähe Line für Line in den Pow-Pow ziehen, ohne mir über konkurrenzierende Mitstreiter Gedanken machen zu müssen oder kräfteraubende Hikes auf mich zu nehmen.

In aller Form möchte ich mich bei dem „Schneehuhn-Taubending“ entschuldigen, dass ich aus seiner Schneehöhle vertrieben habe. Wir waren glaube ich beide gleich erschrocken – ich jedenfalls hatte fast einen Herzinfarkt, als plötzlich ein Meter vor mir etwas Weisses mit schwarzen Punkten und zwei Flügeln dran mit einer höllischen Geschwindigkeit aus dem Schnee schoss.

Nachdem der Hang dann von einem Skitourist in halber Höhe und auf ganzer Breite gequert wurde, um dann anschliessend seine Ski’s im Tiefschnee zu verlieren, war mein selbst auferlegter ästhetischer Qualitätsanspruch für das Verspuren von Tiefschneehängen auf’s Empfindlichste gestört, so dass ich mir einen neuen Untergrund suchen musste. Dieser war im Abseits des angrenzenden Leidbachtals schnell gefunden.

Gerade wollte ich mich über die leicht verharschte Unterlage unter dem Pulver in dem Südhang mokieren, als ich um einen kleinen Rücken bog und mein Blick auf das riesige Schneebrett-Grundlawinen-Monster viel, das wahrscheinlich Mitte der Woche, als es so warm und sonnig war, abgegangen war. Jedenfalls war ich jetzt heilfroh, dass der ganze Untergrund noch gut durchgefroren war und ich holperte am Rand des Lawinenkegels auf die andere Bachseite, um das ganze Ausmass der Lawine in Augenschein nehmen zu können. Heftig!

Zurück am Lift beschloss ich meinem Schutzengel keine weitere Arbeit bereiten zu wollen und machte mich auf den Heimweg. Zur Belohnung für diese weise Entscheidung stieg ein holder Freeride-Engel in den Bus, von dessen Erscheinung sich mein verklärter Blick nicht lösen konnte. Leider ereilte meine Zunge das gleiche Schicksal. Und bevor ich mich versah, war er (bzw. sie) auch schon wieder entschwebt. Schade!

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