Bergwahn

Geschichten aus dem Schwarzwald

Bergwahn in Japan -日本の山の狂気

Check the Line

Check the Line

Bei den bisher herrschenden Bedingungen im Schwarzwald verpasst man leider nicht so viel. Umso willkommener war der kleine Ausflug auf die andere Seite der Erdkugel. Zum schneereichsten Land der Welt. Japan.

Was vielen nicht ganz klar ist, in Japan gibt es Orte an denen es mehr schneit als im Rest der Welt. Spätestens seit Travis Rice‘ „The Fourth Phase“ sollte das aber zumindest dem einschlägigen Publikum bekannt sein.

Ankunft in Sapporo

Ankunft in Sapporo

Zur Anreise: Stattliche 11 ½ Stunden ging es der Sonne entgegen, bis wir unseren ersten Zwischenstopp in Osaka einlegten. Doch hier sahen wir noch kein einziges Flöckchen Schnee. Kein Wunder wenn man bedenkt, dass Osaka im Süden von Japan auf Höhe von Damaskus liegt. Als wir aber zum Landeanflug nach Sapporo auf Hokkaido ansetzten, hatte sich das Bild schon deutlich geändert. Das ganze Land war weiss gepudert. Spätestens als wir dann in einem Schneesturm durch die Berge in Richtung Niseko fuhren war uns klar, warum wir die lange Anreise auf uns genommen hatten.

Alles geregelt

Alles geregelt

Erste Anzeichen für Powder

Erste Anzeichen für Powder

Schneekettenplatz

Schneekettenplatz

Let it snow

Let it snow

Zum Gebiet: United Niseko ist das größte zusammenhängende Wintersportgebiet von Hokkaido um den Mt. Niseko Annupuri (1309m) herum. Die Lifte sind nicht besonders lang, dafür zum Teil aber richtig alt. Was nicht nur eine gewisse Windanfälligkeit mit sich bringt, sondern auch ein latent ungutes Gefühl wenn man mit dem Rucksack geschultert nah an der Kante des Sessels sitzt und kurz nach dem Einstieg bemerkt, dass überhaupt kein Bügel zum Schließen vorhanden ist.  Der King4 ist bei diesem „Un“-Sicherheitsgefühl der absolute Spitzenreiter. Wir haben ihn Tellersessel getauft, weil man alleine, lediglich auf einem tellergrossen Sessel sitzt. Ebenfalls ohne Bügel. Im Lift überlegt man sich dann allen Ernstes, ob es das Sicherheitsgefühl verstärken würde, wenn man mit der Zunge an der eiskalten Metallstange festkleben würde. Wir haben es nicht ausprobiert.

Die Wälder von Annupuri

Die Wälder von Annupuri

Japan-Pow

Japan-Pow

King 4 - Lift des Grauens

King 4 – Lift des Grauens

Check the Line - Richtung Hanazono

Check the Line – Richtung Hanazono

Holger der Powderjünger

Holger der Powderjünger

Die Lifte öffnen um 8:15Uhr  und haben zum Teil mit Flutlicht bis 20:30Uhr geöffnet. Aber die Lifte sind nicht die Attraktion des Gebietes, auch wenn sie einem recht speziell vorkommen mögen. Die Attraktion liegt in der der geographischen Lage. Die kalten und trockenen sibirischen Winde fegen über das feuchte Japanische Meer, nehmen Feuchtigkeit auf und laden ihre Fracht an den Bergen auf Hokkaido ab. Und das in einer Menge und Konstistenz, die uns Mildwintergeplagten ein entrücktes Lächeln ins Gesicht zaubert. Und das praktisch jeden Tag. Wir hatten jeden Tag mindestens 10 cm Neuschnee. Meist wechselten sich sonnige Abschnitte mit massiven Schneeschauern ab. Genauso wollten wir das.

Flutlicht in Grand Hirafu

Flutlicht in Grand Hirafu

Flutlichtpowdern

Flutlichtpowdern

Powder...

Powder…

Mt.Yotei im Dunst

Mt.Yotei im Dunst

Die Schiffsglocken von Hanazono bringen Glück, wenn man sie schlägt

Die Schiffsglocken von Hanazono bringen Glück, wenn man sie schlägt

 

Zu den Menschen: Was für höfliche und nette Menschen. Am Lift immer ein nettes Wort auf den Lippen. Für jeden der vorbeikommt. Ich wusste zwar nie was sie sagen, aber es klang nett. Und nebenbei haben sie noch den Sessel vom Schnee freigefegt. Eine Freundin hat mir vor dem Abflug noch einen Spruch beigebracht „Oz kale sama deees“. Hab ich jedem gesagt, da haben sie noch mehr gelacht. Leider gab es gar nicht soviele Japaner in Japan. Zumindest nicht in Niseko. Das ist einfach ein Touristennest. Und wie der Feldberg momentan eher von Holländern, Belgiern und Luxemburgern bevölkert ist, so verhält es sich in Niseko mit Australiern, Amerikanern, Chinesen und Kanadiern. Und wer gedacht hätte, wir wären die einzigen Deutschen, wir haben sogar einen Freiburger im Lift getroffen.

Da wird den Jungs noch der Sessel gefegt...

Da wird den Jungs noch der Sessel gefegt…

Immer schön auf den Kopf aufpasssen

Immer schön auf den Kopf aufpasssen

Niseko Downtown

Niseko Downtown

Schaukeln verboten, heisst das wahrscheinlich

Schaukeln verboten, heisst das wahrscheinlich

Pizza vom Alien

Pizza vom Alien

Zum Essen: Die japanische Küche beschränkt sich nicht nur auf Sushi. Es ist also durchaus möglich ohne rohen Fisch eine vollwertige Mahlzeit zu bekommen. Vor allem für die Mittagspause gibt es eine große Auswahl an Suppentöpfen mit Ramen- Undo- oder Sudo-Nudeln die eine ordentliche Ladung Energie und Elektrolyte bereitstellen. Dann gibt es köstliches vom Grill, natürlich Fisch, aber wie bei uns auch vom Rind, Schwein oder Lamm. Das kann man auch in den sogenannten Hot Pot legen, eine Art Fondue. Und dann natürlich mein Highlight, Gyosa! Teigtäschchen bei dem jedem Schwaben das Herz aufgehen sollte, weil sie doch sehr an die Maultaschen erinnern. Hab ich schon erwähnt, dass es Suppen, Fisch und Algen auch schon zum Frühstück gibt?

Japanische Maultäschchen

Japanische Maultäschchen

Sushi

Sushi

Ramen Suppe zur Stärkung

Ramen Suppe zur Stärkung

Kuchenstunde

Kuchenstunde

Hacka vor Kakabashi

Hacka vor Kakabashi

Wellness/ Hygiene: Die Berge sind alle vulkanischen Ursprungs, was am Yotei Zan, dem Gegenüber vom Mt. Niseko noch gut zu erkennen ist. Durch die ehemals aktiven Gesteinsformationen fließt aber immer noch heißes Wasser mit einem leicht schwefeligen Geruch. Und das speist die sogenannten Onsen. Eine einwandfreie Art seine angespannten Muskeln nach einem anstrengenden Powdertag  wieder etwas geschmeidiger zu bekommen. Das ganze muss aber streng formal ablaufen, das ist kein Spass. Die Regeln hängen vor jedem Onsen aus oder sind in Wikipedia nachzulesen, dehsalb brauche ich sie hier nicht erklären. Ich kann aber nur jedem raten diese Art der Entspannung auszunutzen. Der nächste anstrengende Powdertag steht bevor.

Powdersurfen

Powdersurfen

Nightskiing

Nightskiing

Powder in the Storm

Powder in the Storm

Habe ich schon erwähnt, dass Japaner höfliche Menschen sind? Natürlich. Das zeigen sie auch im Gesicht. Während wir die Schutzmaskentragenden in die Phobikerecke stecken, sind sie doch eher um das Wohl ihrer Mitmenschen besorgt. Und verhindern durch das Tragen der Gesichtsmasken eine weitere Übertragung von Keimen und Bakterien. Zumindest sagen sie das. Gehustet hat da keiner, wahrscheinlich sind es doch Phobiker, die aber aus Höflichkeit ihren Mitmenschen nicht unterstellen wollen, dass man sich bei ihnen anstecken könnte. Manchmal ist es ganz schön vertrackt, höflich zu sein. Meine Gesichtsmaske hiess Sturmhaube und die muss man bei dem täglichen Feinstaubalarm auf dem Berg auch unbedingt tragen.

erstmal abheben

erstmal abheben

Motive gibt es überall

Motive gibt es überall

Japan ist eine technologisch weit entwickelte Nation. Das zeigt sich auch beim Stuhlgang. Vielmehr beim Stuhl. Denn wenn es auch noch so kalt ist, das stille Örtchen ist immer auch ein warmes Örtchen. Sämtliche Kloschüsseln sind mit beheizbaren Klobrillen ausgestattet. Und nicht nur das, ein integriertes Bidet, mit Drucksensoren gekoppelte Lüftungen, und weitere Funktionen mit denen ich einfach überfordert war sind in so einem Hightech-WC integriert. Ich hab einfach die Spülung gedrückt. Wenn sie nicht schon von selbst losging.

Auf Strassen Boarden ist verboten... aber es würde gehen!

Auf Strassen Boarden ist verboten… aber es würde gehen!

Zum Wintersport: Jetzt komme ich endlich mal zum Wesentlichen. Wie war das Boarden?

Nein, ich bin nicht hingefallen!

Nein, ich bin nicht hingefallen!

3x Salomon

3x Salomon

Die erste Fahrt ging gleich raus aus dem Gate 2, ab in den Powder. Und von da an waren wir die ganze Woche nur im Powder unterwegs. Lediglich Verbindungsstücke wurden über die Piste bewältigt. Dementsprechend sahen auch die Boards und Ski aus. Auf Powder ausgerichtet. Swallowtails, Powderboards und Fishshapes. Und bei den Ski, überwiedgend die breiten aufgebogenen Dinger (bis 130mm Breite in der Skimitte). Ich hatte das Splitboard für die Tour dabei, sowie den Burner 171 als Allrounder und das 192er. Letzteres habe ich leider nicht genutzt. Bei schönem Wetter für die oberen Hänge wäre es sicher die erste Wahl gewesen. Aber zu Beginn, als wir solche Bedingungen hatten, war ich noch nicht sicher was auf mich zukommt. Und als die Sicht schlechter wurde und wir uns nur noch in den Wäldern herumtrieben, wäre es wahrscheinlich etwas lang gewesen.

Abheben

Abheben

Hoshi im Powder

Hoshi im Powder

Hoshi hebt ab

Hoshi hebt ab

Holger in the Wood

Holger in the Wood

Überhaupt die Wälder. Nicht zu vergleichen mit unserem schönen Schwarzwald. Keine Tannen, alles Laubwälder, vor allem Birken. Dadurch sind die Wälder lichter und wirken viel offener und filigraner.  Und vor allem boarderfreundlicher. Während man bei uns beinahe einen Sicherheitsabstand von 50 Metern zum nächsten Baum einhalten muss, ermutigen uns die Japaner doch bitte durch den Wald zu fahren. „The Snow is perfect in the woods“. Man sollte allerdings auf das Gestrüpp aufpassen. Bei uns knickt es einfach weg, in Japan wehrt es sich. Ich vermute, durch die tägliche Konfrontation mit Boardern und Skifahrern, kommt nur das widerstandsfähigste Gestrüpp durch. Und das tut weh. Die Wälder sind wie gesagt nicht tabu, dafür aber zwei felsdurchsetzte Bereiche,  „strictly off limits“. Leider wurden während unseres Aufenthaltes zwei Snowboarder in einem dieser Bereiche von einer Lawine verschüttet. Ein Guide aus Neuseeland überlebte den Unfall nicht. Eigentlich bildet sich durch den andauernden Schneefall eine homogene und somit auch stabile Schneedecke. Durch den starken Wind bilden sich aber gefährliche Triebschneeansammlungen und massive Schneewehen. Vor allem im felsdurchsetzten Gelände, wo es dann leider zu dem Unglück kam.

Durch die Wälder

Durch die Wälder

Wälder in der Nacht

Wälder in der Nacht

Spray ist das was zählt

Spray ist das was zählt

Fotos machen ist harte Arbeit

Fotos machen ist harte Arbeit

durch die Wälder

durch die Wälder

Auf Tour: Eigentlich wollten wir den Yotei Zan besteigen. Aber nachdem das Wetter letztendlich doch nicht so stabil war und wir logistische Probleme mit dem Taxi bekamen, haben wir kurzerhand das Ziel geändert. Direkt vom Hotel aus sind wir über Moiwa auf den Annupuri hochgelaufen. Das war jetzt sicher nicht so spektakuär, wie auf einen Schildvulkan zu steigen und dann den Krater zu befahren, aber wir waren so einfach auf der sicheren Seite.

Splitboards gerichtet

Splitboards gerichtet

und hoch gehts

und hoch gehts

die Wälder werden lichter

die Wälder werden lichter

die Aussicht wird besser

die Aussicht wird besser

der Schnee unangenehmer

der Schnee unangenehmer

und der Aufstieg mühsamer

und der Aufstieg mühsamer

Im Hintergrund der Startpunkt unser Hotel

Im Hintergrund der Startpunkt unser Hotel

Im Gleichschritt Marsch

Im Gleichschritt Marsch

Oben angekommen, im Hintergrund der Mt. Yotei

Oben angekommen, im Hintergrund der Mt. Yotei

Leider waren die Tage viel zu schnell vorbei. Mein Knie sieht das anders, es ist trotz Yoga und Onsen ganz froh nicht mehr jeden Tag so viel Schnee in die Luft befördern zu müssen.

Kiwis in the Wood

Kiwis in the Wood

Bäänng

Bäänng

Powderei

Powderei

Ab in den Powder

Ab in den Powder

Ooohmmm

Ooohmmm

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