Bergwahn

Geschichten aus dem Schwarzwald

„Spreng- und Sicherungsarbeiten“

.. drang die krächzende Lautsprecherstimme gerade noch leise an mein behelmtes Ohr, bevor ich im Eilschritt gehen das Drehkreuz krachte. Auch im zweiten Anlauf bewegte sich das Miststück keinen Millimeter.  Um so deutlicher vernahm ich jetzt leider den zweiten Teil der Ansage: „Die erste Bahn fährt frühestens in einer halben Stunde“! Nach einem kurzen Blick in die Runde beschloss ich, diese halbe Stunde nicht mit den missmutig dreinschauenden Weihnachtstouristen zu verbringen, sondern setzte mich in den Bus in Richtung Jakobshorn – zum Glück ist hier ja eine gewisse Auswahl an Skigebieten vorhanden. Offenbar hatte ich als einziger diese Idee, denn sowohl der Bus  als auch die Gondel zum Jakobshorn waren fast leer. Oben angekommen bereute ich für einen kurzen Moment meine Entscheidung. Auch hier standen alle Lifte still und der Berg lag in einem komischen Zwielicht „dunkel“ vor mir. Just in diesem Augenblick nahem die Lifte Fahrt auf,  das komische Licht blieb –  man fragte sich, ob ein Stirnlampe bei dieser „Dunkelheit“ nicht von Nutzen gewesen wäre.

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Die Pisten waren sehr schnell und „glatt“ und auch die Konturlosigkeit trug nicht unbedingt zur Steigerung des Sicherheitsgefühls bei – alles in allem nur durchschnittlicher Spass. Eine Alternative musste her. Ausserdem hatte ich den Skifahrer mit seinem ABS-Rucksack und den „Schwalbenschwanz-Skis“ aus der ersten Gondelfahrt seiterher nicht mehr gesehen – irgendwo musste der ja abgeblieben sein. Direkt neben der Piste war der Schnee durch die warmen Temperaturen stark gedeckelt und wahrlich alles andere als schön zu fahren. Also einen Blick auf die offizielle nordseitige Freerideabfahrt nach Teufi geworfen und siehe da, die Qualität der Spuren machte Hoffnung. Mit Hilfe der nun durchdringenden Sonnenstrahlen war die Entscheidung schnell getroffen.

Was nun folgen sollte hatte ich nicht erwartet. 900Hm Powder mit allem, was das Herz begehrt. Ein steiler Einstiegshang gefolgt von weitem hügeligen Gelände und zum Abschluss ein Boardercross durch den Wald, der einem 10m von der Bushaltestelle wieder ausspuckt. Als dann gerade noch der Bus in dem Moment eintraff, als ich meine Bindung öffnete, war es dann fast zu perfekt, um wahr zu sein. Ein rauschebärtiger endorphingeladener amerikanischer Boarderopa beglückwünschte mich im Bus anschliesend überschwenglich zu meinem perfekten Timing und fügte hinzu, dass man eben gleich merke, dass ich als Local den Plan habe – er hatte 50 Min. auf den Bus gewartet. Ich nahm dieses Kompliment natürlich dankend entgegen – war mir innerlich aber durchaus meines Unervermögens bewusst, dass ich als grosse Touristenpappnase diese Abfahrt die letzten 5 Jahre sträflicherweise ignorriert hatte. Gott alleine weiss warum?!

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